Emsradweg 2008

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Es war Mai, die Sonne war gerade dabei die letzten Wolken zu vertreiben und es bahnte sich die erste warme Woche des Jahres an. Und was machen wir? Wir stehen auf der Terasse und ölen unsere Ketten. Die Taschen sind schon gepackt und zur ersten Station in Hövelhof transportiert. Richtig gelesen, wir lassen unsere Gepäck transportieren und Dank der Münsterland Touristik ist das auch kein Problem. Wir wollen es in 5 Tagen von Hövelhof nach Emden schaffen, da sind Gepäcktaschen nur hinderlich.

Und so sah unser Fahrplan aus:

Karte

1. Tag: Bielefeld – Hövelhof: 29 km

Übernachtung im Hotel Victoria

2. Tag: Hövelhof – Warendorf: 88 km

Übernachtung im Hotel Mersch

3. Tag: Warendorf – Rheine: 88 km

Übernachtung im Hotel Freye

4. Tag: Rheine – Haren (Ems): 83 km

Übernachtung im Hotel Greive

5. Tag: Haren (Ems) – Leer: 74 km

Übernachtung Hotel Lange

6. Tag: Leer – Emden: 36 km

Übernachtung im Hotel “Großer Kurfürst”

Gesamtkilometer: 400 km

  Gesamtfahrzeit:  22:44 Std

Defekte: 0

Um auf dem rechten Weg zu bleiben, haben wir uns im Vorfeld einen GPS Track auf den Garmin geladen und die Münsterland Touristik war so nett uns eine Radwanderkarte vom Esterbauer Verlag zu schenken.

Der Radweg ist aber auch recht gut ausgeschildert – infach den hübschen kleinen Emsradweg Symbolen folgen  Logo Emsradweg

1.Tag: Bielefeld – Hövelhof 

Bestes Wetter, gepackte Taschen, geölte Ketten…also ging es los. Die erste Etappe war zwar die Kürzeste, aber diejenige mit den meisten Höhenmetern. Denn um von Bielefeld nach Hövelhof zu gelangen mussten wir einmal über den Teuto.

Nach dieser ersten kleinen Anstrengung waren wir dann auch ziemlich schnell am ersten wichtigen Punkt der Reise. Inmitten der Senne, begleitet vom Gewehrgeknatter des angrenzenden Übungsplatzes erreichten wir die Emsquellen.

Wow, aus diesem mickrigen Bächlein soll einmal die Ems werden?

Emsquelle

Ach, nicht vergessen zu erwähnen sollte ich unser wichtigstes Utensil, die Bikes.

T. hat sich endschieden auf seinem Cube Ltd. zu fahren mit dem gerade frisch aus der Orginalverpackung gerissenen DTSwiss Laufradsatz bestückt, Schwalbe Marathon Bereifung und dem ebenfalls neu erworbenen Fizik Aliante.

Ich versuche es auf einem Stevens X6 mit Smart Sam Bereifung, alles weitere ist wohl nicht erwähnenswert. Danke an meinen Bruder für die nette Leihgabe.

Von den Emsquellen sind es dann noch ein paar Kurbelumdrehungen zu unserm ersten Nachtlager.

2.Tag: Hövelhof – Warendorf

Zweiter Tag und erste richtige Etappe.

Von Hövelhof aus soll es über Rietberg – Rheda-Wiedenbrück – Herzebrock-Clarholz – Harsewinkel nach Warendorf gehen. Die Sonne brennt und die Ketten surren. Hauptsächlich über asphaltierte Nebenstraßen hält die Streckenführung ein besonderes Highlight für uns bereit – das Steinhorster Becken!

Von einem kleinen Aussichtsturm aus lässt sich allerlei Getier beobachten.

Steinhorster Becken

So radeln wir dann durch die Landschaft und aus dem kleinen Bach wird schon ein kleiner Fluss. Eine Pause haben wir auf dem hübschen Marktplatz von Rheda eingelegt. Dort gab es dann etwas Nahrhaftes und ein kühles Getränk. Dann gings auch schon weiter.

bei Warendorf

Man sollte den Kilometerangaben auf den Radwegschildern nicht glauben. Die wecken nur falsche Hoffnungen. Denn wenn dort steht, es sind doch 9km bis Warendorf, dann sind es mindestens noch 15km -gefühlte 36km. Und wenn man dann denkt, man ist so gut wie da, muss man immer noch darauf achten, auf dem ausgewiesenen Fahrradweg nicht von halbstarken möchtegern Mountainbike-Kiddies über den Haufen gefahren zu werden. Nach dem letzten Schock erreichen wir müde aber glücklich unser erstes Ziel auf dem Emsradweg.

Nach einem kleinen Aufguss in der hoteleigenen Sauna fallen wir wie die Steine ins Bett. Nur noch ca. 300 km. Gar nicht mehr so weit!

3.Tag: Warendorf – Rheine 

Die Streckenführung sah an diesem Tag folgende Stationen vor: von Warendorf aus ging es über Telgte -ein niedliches kleines Städtchen- vorbei an Münster nach Greven.

Nach einem super ausgiebigem Frühstück und einer kleinen Shoppingtour im warendorfschen Supermarkt machen wir uns wieder auf die Pedalen. Wieder ist nicht ein Wölkchen zu sehen.

Ein bisschen geht es zwischen Wiesen und Feldern her, ein bisschen durch den Wald.

Eins muss man den Münsterländern ja lassen: Die wissen wie man Radwege baut! Wow, welch ein Luxus diese Radwege doch sind.

Und kurz nachdem wir Münster hinter uns gelassen haben, war es dann soweit: Der Dortmund-Ems-Kanal kreuzt zum ersten Mal unseren Weg. Das Schiff auf dem Foto werden wir im Verlauf unserer Reise noch öfter treffen. Die sind also auch nicht viel schneller als wir, nur das die mit Diesel fahren.

Dortmund-Ems-Kanal

Aufpassen muss man ein bisschen im Wald, denn die Eichhörnchen hier kennen keine Furcht. Und wenn so ein Vieh dann drei Meter vor deinem Rad auf dem Waldboden landet, bleibt dir nicht mehr viel Zeit zum bremsen. Allerdings war es auch genausoschnell wieder verschwunden wie es aufgetaucht ist.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmal bei dem Eichhörnchen entschuldigen, dass wir wohl unbeabsichtigter Weise bei seinem Mittagsschlaf gestört haben.

Zum Mittagessen gab es diesmal Brötchen und Bananen und nicht zu vergessen Kinder Pingui Kokos (leider eine Sonderedition im Sommer 2008) auf der Mauer eines Supermarktes in Greven.

Anschließend quälten wir unsere geschundenen Hinterteile auf die mittlerweile nicht mehr ganz so bequemen Sättel und trampelten weiter Richtung Rheine.

unknown

Das letzte Stück bis Rheine wurde gaaanz schön lang. Und als schon der Kirchturm fast in Sichtweite war, bogen wir aus einem kleinen Waldstück heraus, nach links zur Verkehrsinsel, die uns über die Bundesstraße führe sollte und Rums, mein Fuss im Cleat, ich im Dreck. Super, nach all den Strapazen des Tages noch hingepackt! Das fehlte gerade noch!

Das heutige Hotel lag mitten in der Stadt. Unsere Fahrräder wurden gegenüber im Fahrradunterstellplatz der Stadtverwaltung abgestellt und wir diskutierten noch ein bisschen, wie viele der Komponenten wir denn jetzt vom Fahrrad mit in das Hotel nehmen sollten. Mindestens noch der Sattel musste mit.

4.Tag: Rheine – Haren (Ems)

An diesem Tag gab es erstmal für die Ketten ein bisschen Öl. Nach dem ganzen Schmutz und Staub war das auch dringend notwendig.

Von Rheine aus sollte uns der Weg über Lingen und Meppen nach Haren (Ems) führen. Mehr Orte haben wir an diesem Tag nicht zu sehen bekommen, denn der Weg führte oft am Dortmund-Ems-Kanal entlang. In Lingen gab es diesmal den Mittagsnack, was genau auf der Hälfte der Tagesetappe liegen sollte.

Wir entschlossen uns nach Meppen nicht weiter die Strecke des Emsradwegs zu nehmen, sondern weiter dem Dortmund-Ems-Kanal zu folgen, da dies eine deutliche Abkürzung war und die Etappe schon mit ca. 90 km ausgewiesen war. Und wie wir ja bis hierhin gelernt hatten, ca. 10 km sollte man noch dazu rechnen.

Stundenlang auf dem holprigen Weg neben dem Dortmund-Ems-Kanal zu fahren, war nicht immer ein Vergnügen. Hin und wieder gab es aber auch eine kleine Abwechslung. Zum Beispiel als der Weg einfach nach rechts zwischen Bäumen abknickte und man war einem schottrigen Anstieg der hohen zweistelligen Steigungsprozentklasse stand. Durch das “Aaaarrrggghhh” des Vorfahrenden gewarnt, war es wenigstens einem von uns möglich, diesen Anstieg im Sattel zu bezwingen. Das Fahrrad hochzuschieben war mindestens genauso anstrengend, da die Ausbildung zur Bergziege fehlt.

Dortmund-Ems-Kanal bei Meppen

Nachdem wir dann endlich Meppen passiert hatten, war es nur noch ein Katzensprung bis nach Haren(Ems). Probleme unser Hotel zu finden hatten wir wirklich nicht, denn Haren hat geschätze 3500 Einwohner und wohl genau ein Hotel.

Wer es näher wissen möchte frage Wikipedia.

5. Tag: Haren (Ems) – Leer 

Nur noch 2 Tage, dann ist es geschafft. Das heisst nur noch einmal schlafen. Nie haben wir ans aufgeben gedacht ;-). Rein vorsorglich hatte ich mich einst erkundigt, wo in Rheine und in Greven der Bahnhof ist. Die Schwelle, wo uns noch jemand hätte abholen können, hatten wir schon vor langer Zeit passiert.

Oh man, die vorletzte Etappe bis nach Leer. Da kann man die Nordsee schon riechen. Die paar Kilometer der letzten Etappe werden wir auf einer Gesäßhälfte abstrampeln, also war diese Etappe eigentlich der letzte große Clou.

Über Lathen erreichten wir Papenburg.

Papenburg umkreisten wir und im Norden trafen wir wieder auf die Ems und auf die berühmte Meyer Werft. Wow! Es wurde auch gerade ein Riesen-Kreuzfahrtschiff gebaut, auf das wir eine kleinen Blick werfen konnten. Echt beeindruckend!

Meyer Werft Papenburg

Und wie kommt so ein Kreuzfahrtschiff dann zum Meer? Richtig, über die Ems. An manchen Stellen wird das zwar ein bisschen eng, aber es geht.

So langsam lässt sich auch erahnen, dass die Nordsee nicht mehr weit ist.

Schleuse

Mit dem Wind im Rücken Richtung Leer gönnen wir uns die Zeit und machen einen Abstecher nach Weener, bevor wir über die uralte Eisenbahnbrücke über die Ems schieben.

Weener ist ein nettes kleines Hafenstädtchen, wo früher Torf gelöscht wurde.

Viel netter ist aber das uns der Markus mit seinem Motorad besucht. Das heisst, jetzt ist es wirklich nicht mehr weit.

Noch ein kleines Stück zum Hotel, etwas außerhalb von Leer. Im Zimmer war es fast unerträglich warm, aber das merken wir schon gar nicht mehr.

6. Tag: Leer – Emden 

Am letzten Tag müssen wir unser Frühstück abbrechen, da schon der Herr vom Gepäcktransport auf unsere Koffer wartet. Schnell wird alles zusammengesucht, sich in die Radklamotten geschmissen und nach Beendigung des Frühstücks gings ein letztes Mal in die Pedale.

Nach einem kleinen Bummel durch die Leeraner City und einem Abstecher in die Apotheke -wir brauchten dringend neue Sonnencreme- überquerten wir ein letztes mal die Ems.

Aus dem kleinen Bach in Hövelhof ist ein opulenter Fluss geworden:

Ems

Nach Karte hatten wir nur noch 34 km vor uns. Und mit dem Wind im Rücken dreschten wir am Deich entlang. Leider verhinderten die Schafe auf dem Deichweg und die für sie errichteten Schaftore einen Supertagesschnitt.

In Ditzum angekommen, setzen wir nach Emden mit der Fähre über. Emden schon im Blick, tat auf einmal nichts mehr weh, denn wir waren schon fast da.

Die Fähre stand auch gerade da, als hätten sie noch auf uns gewartet. Und im Gegensatz zu den Autos die vor der Fähre standen, durften wir und unsere Bikes noch auf die Fähre.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte keines unserer Bikes einen Defekt. Es gab mal ein bisschen Kettenwachs und ein bisschen frische Luft in die Reifen, das war alles.

Auf dem letzten Teil -dem wirklich letzten Teil- der Strecke fuhren wir durch die Parkanlagen Emden. Noch eine Kurve, Ende.

Nach 420 km und ca. 23 Stunden Fahrzeit sind wir angekommen. Emden Hauptbahnhof!

Emden Hauptbahnhof

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